Teil 5
Die Frage, ob man einen drehbaren oder einen feststehenden Mast baut, ist für die Beschläge über Deck ganz wesentlich. Einfacher ist ganz gewiss der feststehende Mast. Man verspannt ihn mit Ober- und Unterwanten, wobei man mit den Unterwanten sehr leicht den Bauch im Segel beeinflussen kann. Auch mit einem Achterstag kann man beim feststehenden Mast leicht Veränderungen im Segel herbeiführen.
Bei einem drehbaren Mast wird alles schwieriger und komplizierter. Warum also ein drehbarer Mast? Nun, beim drehbaren Mast mit Profilform hat man die geringsten Verwirbelungen um den Mast, und Mast und Segel bilden zusammen eine Profilform. Wir haben festgestellt, dass z.B. bei Europameisterschaften kaum ein feststehender Mast zu sehen ist. Beim feststehenden runden Mast gibt es zwar auch Möglichkeiten, wie z.B. ein „Gelenk" aus dünnem Stoff hinter dem Mast, Häkchen am Segel mit Einhängung an einem Stahldraht und ähnliches, aber ideal - sofern alles richtig gebaut wurde - ist eben der drehbare Mast. Obwohl ich vor etwa einem Jahr beschlossen hatte, bei meinem nächsten Boot einen feststehenden Mast zu bauen, wurde aus besagten Gründen nun doch wieder ein drehbarer Mast eingesetzt.
Die Kriterien am drehbaren Mast sind einmal, dass sich der Mast leicht drehen lassen muss, und weiter, man die Wanten hart anspannen kann, damit bei raumschotigem Wind der Mast nicht nach vorne ausweicht und die Fock zum Flattern bringt. Wenn man die Wanten nicht so hart Spannen kann, muss man auch beim drehbaren Mast ein Achterstag anbringen. Sozusagen als Halte- oder Rettungsleine. Hat man dieses nicht, kann man bei achterlichem Wind plötzlich das Segel neben dem Boot im Wasser wieder finden. Ich spreche da aus eigener Erfahrung!
Auf welche Weise kann man den Mast leicht drehbar herstellen? Eigentlich - von Spezialausführungen abgesehen - nur auf 2 einfache Arten: entweder auf Spitze lagernd oder über ein Kugellager.
Ein Vereinskollege von uns hat einen brauchbaren Beschlag auf Spitze entwickelt, den ich auf Abb. 1 vorstelle. Eine gehärtete Spitze, kurz vor dem Mastfuß, läuft in einer gehärteten, kegelförmigen Mulde, die in einer Trapezschiene verschiebbar gelagert ist.
Ich selbst wollte es mit einem Kugellager versuchen. Natürlich kann man kein normales Kugellager nehmen, da dieses keine so großen Kräfte in Längsrichtung aufnehmen kann. Schließlich habe ich ein vermutlich brauchbares Schulter-Kugellager gefunden. Ich nenne diese Sorte einfach Topfkugellager, weil sie aus einer Art Topf bestehen, in dem an den teilweise schrägen Wandungen die Kugeln lagern. Es gibt diese für Spitzenlagerung und Zapfenlagerung. Sie sind sehr preiswert Auf die Nachteile solcher Lager komme ich noch zu sprechen.
Für das Kugellager habe ich einen kleinen Käfig aus Aluminium gebaut, den Sie auf Abb. 2 sehen. In einem Mittelteil mit einer Bohrung von 11 mm liegt das Kugellager von 11,75 mm Ø, unten eine Platte als Verschluss und oben eine Platte mit einer 8-mm-Bohrung für den Mastfuß. Das Ganze wird mit zwei Schrauben auf Deck befestigt.
Abb. 3 zeigt ein Aluformteil, in das unten der Zapfen für das Kugellager eingesetzt ist. Der lange Schenkel kommt vor den Mast und wird dort angeschraubt. Gegen seitliches Verdrehen ist unten ein Teil angeformt, das unten in den Mast eingeschoben wird. Vorteil dieser Ausführung: einfach und billig. Nachteil: empfindlich gegen seitliches Kippen des Mastes, besonders bei der Zapfenlagerung. Lässt man ihn - wie mir auch passiert - beim Auftakeln einmal etwas aus der Hand gleiten, kann das Kugellager zerstört werden.
Bei der Spitzenlagerung dürfte dies wahrscheinlich nicht passieren, weil die Spitze keinen so starken seitlichen Druck auf das Lager ausüben kann.
Da man beim Basteln meistens nie fertig wird, werde ich mein nächstes Mastlager in der Art bauen, dass ich anstelle der Mastspitze eine „Mastfußkugel" auf einer anderen festen Kugel lagere. Kugel auf Kugel hat ja theoretisch die geringste Reibungsfläche.
Damit sich der Mast leicht drehen kann, müssen die Wanten in derselben Drehpunktachse wie die Fußpunktlagerung befestigt werden, also 5-8 mm vor dem Mast. Am einfachsten hängt man dort auch die Fock ein. Dann ergibt sich eine einfache Dreiecksabsteifung Fock- Wanten.
Bei meinem alten Boot hatte ich drei kleine Anglerringe von 8 mm Ø ineinander gehängt und am Mast befestigt. Wenn die Wanten nicht knallhart angespannt wurden, funktionierte dieser Wantenverteiler recht gut, da die Ringe in sich auch nur eine punktförmige Lagerung hatten.
Nun, beim Lupart-Boot sollte es natürlich noch besser funktionieren. Nach einer Zwischenlösung habe ich eine ziemlich perfekte Konstruktion wie folgt gebaut: in einem Aluformteil Liegt in einer 5,1-mm-Bohrung eine 5-mm- Kugellagerkugel, auf der ein 3-mm- Nirostastift steht. Damit dieser auch seitlich leicht geführt wird, ist dicht über der Kugel und ganz oben ein Kugellager mit Abdeckscheiben angeordnet. Oben auf dem Stahlstift ruht der eigentliche Wantenverteiler, der aus einem Stück Alu angefertigt wurde.
Abb. 4 und die Skizze veranschaulichen dies. Wie ich selbst empfinde, sieht es etwas eigenartig aus, wenn die Wanten auf dem Foto nach vorne weisen. Ich hatte sie für das Foto auf dem Tisch nach vorn weggezogen. Aber wenn Sie Ihr Boot auftakeln, werden Sie schon an die richtige Steile kommen, nämlich Ca. 7-9 cm hinter den Mast. Je weiter sie nach hinten gesetzt werden, um so steifer ist die Mastabstakung und um so weniger flattert die Fock. Aber um so weniger gehen die Segel bei achterlichem Wind auf, da der Großbaum an die Wanten anschlägt. Deshalb sind Wantenschienen richtig, damit man die beste Lage ausprobieren kann. Dazu verstellbare Wantenspanner von pekabe oder KDH. Ais Wanten selbst hat sich der 0,6-mm-Edelstahldraht von pekabe bestens bewährt.
Da der Mast bei strammer Wantenspannung im Bereich unterhalb des Wantenverteilers in Richtung Segel durchgebogen wird, empfiehlt es sich, zur Erzeugung eines Gegendruckes unterhalb des Wantenverteilers und nochmals 15 cm über Deck beidseits seitlich am Mast Laschen anzubringen und einen Stahldraht mittels Spannschlössern von KDH o.ä. zu spannen. Damit der Gegendruck auf den Mast erzeugt werden kann, müssen 1 - 2 Vorrichtungen angebracht werden, die den Stahldraht seitlich vom Mast und gleichzeitig nach hinten weg halten. Man kann dazu an Vorderkante Mast einen V-förmig gebogenen Bügel befestigen oder seitliche Halter für Spreizstäbe anbringen, wie dies auf Abb. 5 ersichtlich ist. Die obere Befestigung am Mast muss tiefer als der Wantenverteiler liegen, weil die Stahldrähte sonst beim Drehen des Mastes an den Wanten anliegen.
Nun begeben wir uns ganz nach oben zur Mastspitze. Dort benötigen wir - sofern kein Achterstag vorhanden ist - nur eine Vorrichtung zum Einhängen des Segels und die Möglichkeit für die Anbringung eines Verklickers. Es gibt zwar Segler, die ohne einen Verklicker segeln, meistens dazu noch recht gut, aber ich kann darauf nicht verzichten.
Auf Abb. 6 sehen Sie die fertig eingebaute Einheit mit angehängtem Segel und auf Abb. 7 das Einsteckteil. Es ist aus 2-mm-Alu gefertigt und wird so zugearbeitet, dass es zunächst leichter und dann ganz stramm in den Mast eingeschoben wird. Die Keep am Mast hält es in der richtigen Lage.
Für den Verklicker verwende ich schon seit Jahren eine dünne Hartschaumplatte. Und zwar deshalb, weil dieser auf dem Wasser schwimmt. Zu dieser Einsicht kam ich, weil schon zwei meiner früheren Verklicker auf dem Grund des Vereinsweihers ruhen und ich die nächsten vom Tod des Ertrinkens retten wollte. Dieser sehr leichte Verklicker hat einen nach unten weisenden, 1,5 mm starken Stahldraht mit einer Spitze. Für die Befestigung benötigt man am Mast nur ein 3-mm-Messingrohr mit 1,7 mm Innendurchmesser. Unten wird dieses Rohrstück mit einem Messingdrahtstück von ca. 1 cm Länge verschlossen (einfach einharzen). Die Spitze läuft nun auf der Messingfläche, und wenn man das Ganze noch etwas ölt, dreht sich der Verklicker beim geringsten Windhauch. Dieses Messingrohr wird auf dem Einsteckteil angeharzt und mit Bindedraht zusätzlich gesichert, wie es auf dem Foto zu sehen ist.
Nun wenden wir uns dem Großbaum zu. Früher verwendete man zum Einstellen der Achterliekspannung des Großsegels den sog. Niederhalter, der unterhalb des Großbaums angeordnet wurde und aus Draht oder einer dünnen Gewindestange mit verstellbarer Einhängung bestand.
Seit ca. 3 Jahren wird anstelle des Niederhalten oftmals ein „Niederdrücker" verwandt. Soweit mir bekannt ist, hat ihn Herr Lupart erstmals benützt. Mittels eines Links- und Rechtsgewindes zwischen Gewindehülsen kann man wie bei einem Spannschloss die Länge verändern und so über den Großbaum die Achterliekspannung regeln. Auf diese Weise kommt der ansteigende Baum dicht an das Schothorn des Großsegels.
Meine Konstruktion sehen Sie auf Abb. 8. Am Mast ist ein 8 mm breiter, uförmiger Bügel befestigt, der am freien Schenkel unten und oben in der Achse des anschließenden Bügels ein Kugellager erhält. In diesem Fall verwendete ich ein Kugellager mit Rand, damit es nicht durchschlupfen kann. Im anderen Bügel wird je eine Inbusschraube eingesetzt, die anstelle der üblichen Spitze einen Zapfen hat. Dieser Zapfen hat am Obergang zum Gewinde eine Schräge. Zieht man die Inbusschraube gefühlvoll an, kann man einen absolut spielfreien Sitz des Bügels erreichen. An diesem zweiten Bügel wird mittels Gabelanschluss der Großbaum und der Niederdrücker befestigt.
Für den Großbaum kann man 10-rnm- Alurohr verwenden oder ein im Handel erhältliches GfK-Rohr von 8,5 mm Æ. Damit es bei harten Böen nicht passieren kann, dass der Großbaum am Angriffspunkt des Niederdrückers durchknickt, wird im Rohr ein 1 mm starkes Alublech, senkrecht stehend eingeschoben und festgeklebt. Am Großbaum werden Aluschellen übergeschoben, an denen man die Schoten, den Niederdrücker und das Segel befestigt.
Mancher wird sich inzwischen vielleicht gefragt haben, warum beim drehbaren Mast noch ein drehbares Gelenk am Großbaum angeordnet wird. Nun, wenn man einen drehbaren runden Mast verwendet, kann man den Großbaum auch fest am Mast anbringen. Verwendet man aber einen drehbaren Mast mit Profil, muss man dieses Gelenk vorsehen, da sonst der Vorteil des Profils nicht genutzt werden kann. Allerdings muss auch eine Ausschlagbegrenzung für dieses Gelenk vorgesehen werden, wobei der Öffnungswinkel Ca. 35-40 Grad betragen muss. Macht man dies nicht, wird bei krängendem Boot und stärkerem Wind der Mast zu weit aufdrehen, und man erreicht wieder nicht das ideale Profil.
Ich habe aus Zeitmangel einfach ein waagrecht liegendes U-Profilstück aus Alu verwendet, wie auf dem Foto zu erkennen ist. Man kann dies auch aufwendig anformen, was natürlich eleganter wirkt. Auf den beiden Abb. 9 + 10 ist ein Beschlag von dem bereits genannten Vereinskollegen abgebildet, der so ausgeführt ist. Er hat auf die Kugellager verzichtet und eine Achse durchgesteckt. Das natürlich so ein Teil einen enormen Arbeitsaufwand und viel handwerkliches Können erfordert, ist wohl klar.
Nun kommen wir zum letzten und schwierigsten Beschlag am Boot, nämlich dem Fockbeschlag. Deshalb schwierig, weil er in verschiedenen Richtungen verstellbar sein muss, sofern man nicht von absolut festen Werten hinsichtlich der Neigungen für Boot und Segel ausgeht. Eine Pendelfock hat viele Nachteile, so dass sie für einen anspruchsvollen Segler kaum in Frage kommt.
Der Fockbaum und Niederdrücker wird wie beim Großbaum angefertigt. Auf eine Aussteifung des Fockbaums kann man wegen der geringen Kräfte, die dort angreifen, verzichten. Die Kugellager und Inbusschrauben geben auch hier eine spielfreie Anlenkung im Gegensatz zu manch einem der spärlich vorhandenen käuflichen Fockbeschläge.
Die Achse des Fockbeschlages in Richtung Vorliek muss einstellbar sein, damit diese genau in Richtung der Fockaufhängung auszurichten geht. Auf Abb. 11 ist eine Lösung aufgezeigt. Dieser Beschlag ist auch von dem Vereinskollegen angefertigt und ist etwas an die Beschlagskonstruktion von Lupart angelehnt. Mein eigener Beschlag ist noch nicht fertig, wird aber auch ähnlich werden. Die Befestigung auf Deck erfolgt hier in einer selbst gefertigten Laufschiene mit nach oben enger werdenden Seiten, in dem das Oberteil des Beschlages in Längsrichtung des Boots - je nach Größe der Fock - verschoben werden kann.
Da das Vorliek der Fock schräg liegt, pendelt die Fock durch ihr Gewicht immer mittschiffs ein. Damit die Fock leicht aufgeht, empfiehlt sich die Anbringung eines Gegengewichtes am Fockbeschlag. Auf dem Foto ist das Gegengewicht nicht vorhanden. Man befestigt hierzu einen Bügel zwischen den Anlenkungen von Fockbaum und Niederdrücker. Dieser Bügel muss einen solchen Durchmesser haben, dass er beim Ausschwenken des Segels nicht am feststehenden Teil des Fockbeschlages hängen bleibt. Vorne am Bügel wird ein Gewicht befestigt, wodurch sich die Fock nunmehr leicht ausschwenken lässt.
Bei seitlicher Ansicht des Bootes wird man allein aus optischen Gründen den Mast etwas nach hinten geneigt anordnen. Nicht nur bei der ANJA liegt der Bug höher über dem Wasserspiegel als das Heck. Errichtet man den Mast nun im rechten Winkel zum Deck, ergibt sich automatisch eine gewisse Neigung nach hinten. Schwieriger ist die Ausrichtung des Mastes in der anderen Richtung. Ich gehe dabei folgendermaßen vor und glaube, dass es kaum eine sichere und leichtere Arbeitsweise gibt:
Der Rumpf mit Bleikiel wird auf den Bootsständer gesetzt, wobei anstelle evtl. vorhandener Gurte am Ständer Leisten quer übergelegt werden, damit der Bleikiel das Boot senkrecht zieht. So, wie es später im Wasser liegen dürfte. Eine Kontrolle mit beschränktem Genauigkeitsgrad kann man durch Auflegen einer Wasserwaage quer über die Luke vornehmen, wobei eine genau symmetrische und genaue Bauweise vorhanden sein muss.
An der Decke im Zimmer befestige ich ein Senklot, das dann vor der Bootsspitze hängen muss. Den Mast halte ich mit einer Schnur provisorisch fest. Diese Schnur wird anstelle der Wanten in einem Stück über den Wantenverteiler geführt. Man kann gleich die richtige Fock anbringen oder eben auch eine provisorische Schnur. Nun visiert man über den Senkel den Mast an und verschiebt die Schnur so lange, bis der Mast senkrecht steht. Anschließend werden die Schnüre durch die richtigen Wanten ersetzt und alles nochmals kontrolliert.
Jetzt spanne ich das Achterliek der Fock immer härter und beobachte, ob die Fock infolge der Spannung immer nach der gleichen Seite aus der Mittelstellung springt oder ob sie bei wechselseitigem Antippen nach links und rechts gleichmäßig springt. Neigt sie dazu, immer nach einer Seite zu springen, muss der Fockbeschlag an dieser Seite angehoben werden, bis man meint, dass die Mittelsteilung erreicht ist.
Jetzt kommt die Feineinstellung der Fock. Man prüft dabei die Achterliekspannung mittig und bei nach links und rechts ausgeschwenktem Baum, wobei der Baum bis zum rechten Winkel zur Bootsachse geführt wird. Ist die Achterliekspannung mittig härter, muss man die Beschlagachse etwas mehr in Richtung senkrecht stellen. Nun wieder Prüfung usw., bis man zufrieden ist. Gleichzeitig zu dieser Einstellarbeit achtet man darauf, ob die Achterliekspannung der Fock nach beiden Seiten gleich stark ist. Ist nur ein geringer Unterschied feststellbar, kann man an den Wanten nachregeln. Es ist ohne Bedeutung, ob der Mast oben 1 cm außer der Mitte ist. Klappt es nicht mit der Wantenverstellung, muss man den Fockbeschlag noch etwas unterlegen bis alles schön gleichmäßig ist.
Kaum ein Boot läuft auf beiden Bugen gleich gut, aber oftmals liegt es an der ungleichmäßigen Einstellung der Segel, weniger am ungleichmäßigen Rumpf. Ich habe auch schon Segel selbst genäht, benutze aber z.Zt. gekaufte Segel aus England und der Schweiz, so dass ich im Augenblick über die Segelherstellung nichts berichte.
Zur Einstellung der Segel möchte ich aber noch ein paar Worte verlieren. Man sieht auf Freundschaftsregatten manches Segel, bei dem einem fast die Tränen kommen. Also, dass ein Segel bei hartem Wind einen flacheren Bauch haben soll als bei leichtem Wind, dürfte bekannt sein. Das Maß der Profiltiefe liegt bei Ca. 8- 15 %. Wichtig ist eine richtige Achterliekspannung, damit das Segel möglichst auf die ganze Höhe ein gleichmäßiges Profil hat und die Verwindung nicht zu groß ist. Bei leichtem Wind soll man die Achterliekspannung mindern. Damit der Groß- oder Fockbaum bei hartem Wind nicht ansteigt und so die Achterliekspannung geringer werden lässt, ist es wichtig, dass eben kein unnötiger Spielraum im Beschlag selbst vorhanden ist und dass die Schotrührung bis dicht unter die Bäume reicht.
Eine ganz große Bedeutung kommt der Einstellung Fock - Großsegel zu. Auch ich habe anfangs den Fehler gemacht, dass ich die Fock zu dicht gefahren habe. Die Einstellung muss so sein, dass der Großbaum bei dicht geholtem Segel nicht bis ganz mittschiffs gezogen wird, und vor allem muss die abstreichende Luft von der Fock am Großsegel vorbeiströmen und nicht in das Großsegel hinein blasen. Zu Überprüfung stellt man sich bei dicht gezogenen Segeln hinter das Boot und lässt vom Wind die Segel füllen. Wenn man nun den Spalt zwischen Fock und Großsegel betrachtet, kann man sich vorstellen, wohin der Wind aus der Fock bläst. Wenn der Wind unten am Großsegel schön vorbei streicht und oben nicht, muss man die Achterliekspannung der Fock etwas lösen. Die gleiche Überprüfung macht man beim fahrenden Boot auf dem Wasser. Der Spalt darf natürlich auch nicht zu groß eingestellt werden, sonst erhält man nicht die gewünschte Düsenwirkung.
Da mir noch gerade einfiel, dass man evtl. das fertige Gewicht des Bootes wissen will, habe ich es noch schnell gewogen: Der Rumpf, noch unlackiert und mit einem 3,5 kg Bleigewicht, einschließlich zweier Winden und einem schweren Akku, wiegt genau 6350 g, mit Lack also Ca. 6500 g. Der Mast mit Segeln und Großbaum liegt ganz knapp über 500 g, so dass das Gesamtgewicht ziemlich genau auf 7 kg kommt.
Nun noch etwas zu den Segeleigenschaften der ANJA XIV. Das Boot wurde gerade zu den Meisterschaften in Kassel einigermaßen fertig. Dort hatte ich mit etwas Pech den 15. Platz von 44 Teilnehmern erreicht. Nicht Spitze, aber doch für den ersten Einsatz zufrieden stellend. Bei anderen Regatten lag ich an ähnlichen Plätzen, wobei es an persönlichen Fehlern liegt, dass ich nicht weiter vorn abschloss. Ich muss also selbst noch besser segeln lernen und dazu öfter trainieren.
Wie anfangs gesagt, liegt die Segeleigenschaft hauptsächlich im Segel und dessen Handhabung verborgen. Ein guter Rumpf gehört aber dazu, und den hat man mit der ANJA bestimmt in Händen. Ich bin mit dem Boot recht zufrieden.
So weit meine Baubeschreibung. Aus der ursprünglich vorgesehenen reinen Bauberichterstattung ist ein kleiner Streifzug über die allgemeinen Grundregeln beim Bau einer Segeljacht geworden. Ich hoffe, dass es einigen Bootsbauern die Arbeit erleichtert und wünsche allen, die das Boot bauen, viel Freude und guten Erfolg!
Kurt Lauschmann
Original erschienen in der Zeitschrift Schiffsmodell des Neckar-Verlags 1981 Autor:Kurtz Lauschmann. Sollten hiermit irgendwelche Rechte verletzt werden bitte melden. Ich werde dann den Artikel sofort entfernen.