Nachdem wir 2007 eine erfolgreiche Regatta auf unserem Gelände am Mannheimer Hafen durchgeführt hatten, wollten wir uns dieses Jahr für eine Deutsche Meisterschaft bewerben. So begannen wir im Dezember 2007 mit der Planung für dieses Event. Wir, das sind: Eberhard Schuch. Andrea Horn (meine Schwester), Timo Horn (Sohn meiner Schwester), Dieter Faas (mein Vater), Annemarie Faas (meine Mutter), Torpekie Faas (meine Frau) und Henning Faas.
Organisation
Wegen der günstigen Terminlage am Ende der Ferien und dem Feiertag am Donnerstag wollten wir dieses Mal ein 4 Tage Event ausrichten. Am ersten Tag sollte die Anreise und für den, der wollte Training am Regattagelände möglich sein. An den folgenden 3 Tagen sollten die Wettfahrten stattfinden. Nach den Erfahrungen der bisherigen Regatten hatten wir weiter beschlossen uns einen Bootsmotor zuzulegen und für die Startstelle einen Baucontainer aufzustellen. Ansonsten war es auch dieses Mal unser Ziel eine Regatta „all in“ zu organisieren, d.h. im Rahmen des Startgeldes wollten wir Frühstück und Mittagessen sowie ein gemütliches Event an einem der Abende finanzieren. Hier der Speiseplan für die, die nicht dabei waren:
Donnerstag | |
Mittagessen | Chilli Con Carne |
Freitag | |
Frühstück | Brötchen, Wurst, Käse, Rührei, Speck … |
Mittagessen | Fleischkäse und Brötchen |
Samstag | |
Frühstück | Brötchen, Wurst, Käse, Rührei, Speck … |
Mittagessen | Wiener Braten und Kartoffelsalat |
Abendessen | Paella und Rotwein (15l) |
Sonntag | |
Frühstück | Brötchen, Wurst, Käse, Rührei, Speck … |
Mittagessen | Hühnerfleisch in Riesling – Sahne Soße |
Der zeitliche Aufwand von unserer Seite war dieses Mal sehr hoch denn wir mussten ja bereist am Mittwoch mit dem Aufbau beginnen und konnten erst am Montag den Abtransport durchführen. Hier ein Auszug aus dem Zeitplan:
Mittwoch
09:00-17:00 Aufbau am Hafen
Donnerstag
10:00-17:00 Einrichtung der Startstelle, Bojen auslegen, Anreise und Training
Freitag
07:00-09:00 Aufbau und Frühstück
09:00-10:00 Registrierung
10:00-1700 Wettfahrten
17:00-18:00 Abbauen
19:00-22:00 Essen für Sonntag vorbereiten
Samstag
07:00-10:00 Aufbau und Frühstück
10:00-17:00 Wettfahrten
17:00-18:00 Paella kochen
18:00-22:00 Gemütliches Zusammensitzen
Wegen Regen zwischenzeitlich Seitenteile an die Zelte montieren.
Sonntag
07:00-10:00 Aufbau und Frühstück
10:00-12:30 Wettfahrten
12:30-13:00 Mittagessen
13:00-14:00 Wettfahrten
14:30-15:00 Siegerehrung
15:00-18:00 Abbauen
Montag
08:00-14:00 Abbauen
Die Finanzierung war erneut nur mit Hilfe von Sponsorengeldern möglich gewesen. So möchte ich mich auch hier nochmals bei den Sponsoren Hildebrandt und Hees Immobilien, Greaff Containerbau, Raab Karcher und der Volksbank Rhein-Necker bedanken. Dennoch würden wir auf einem nicht unerheblichen Teil der Ausgaben sitzen bleiben, wenn uns der VdMYS hier nicht noch mit einem Zuschuss unterstützt hätte. Auszug aus dem Kassenbuch:
Ausgaben Container 400 € Lebensmittel 650 € Stromaggregat 150 € Hafengebühr 150 € Toilettenhaus 170 € Preise 150 € |
Einnahmen Startgeld 750 € Spendenkasse 200 € |
Wettfahrtleitung
Die Wettfahrtleitung für ein solches Ereignis ist, so die Erkenntnis des Autors, ein hartes Geschäft. Ich hatte mir vorgenommen auch die DM als möglichst friedliche Regatta durchzuführen. Daher wenig FIDRO Entscheidung aber sorgfältiges beobachten und laut ansagen aller beobachteten Kontakte.
Das Feld war in zwei Gruppen eingeteilt und so konnte mit 2 Observern gearbeitet werden. Meine Aufgabe war es die jeweils von den Observern oder mir beobachteten Kontakte im Bedarfsfalle nochmal laut durchzugeben. Sollten angesagte Kontakte gewesen sein, die keinen Strafkringel zur Folge hatten, war zu prüfen wer beteiligt war und es wurde im direkten Gespräch mit Teilnehmern und Observern die weitere Vorgehensweise entschieden. Das hat bis zum 7.Durchgang auch gut funktioniert und obwohl einige Jury-Entscheidungen notwendig waren, war es doch ein wirklich friedliches Event, bei dem man sich auf die Wettfahrten konzentrieren konnte.
Leider waren einige Segler nicht gewillt an der Juryarbeit teilzunehmen, so dass es zunehmend schwieriger wurde eine solche aufzustellen. Ebenso bedauerlich war, dass nur Dieter Lagemann bereit war, mir beim Auslegen der Kurse behilflich zu sein (vielen Dank an dieser Stelle), denn es ist oft schwierig als nicht segelnder Wettfahrtleiter die Windverhältnisse präzise einzuschätzen.
Fehler der Wettfahrtleitung
Leider kam es nun zu einem besonders chaotischen Lauf. Drei Boote fuhren die Startlinie entlang, u.a der spätere Erste dieses Laufes, behinderten dabei zwei Boote, die regelgerecht starten wollten, der Observer meldete Kontakt, doch niemand entlastete sich. Es ging an der Luvtonne massiv weiter mit zahlreichen Kontakten, die zwangsläufig weder von den Observern noch vom Startstellenleiter genau analysiert werden konnten. An der Leetonne wurden mehrere führenden Boote von nachfolgend nicht überlappenden Booten ineinander
geschoben und verhakt, sodass weiter hinten liegenden Teilnehmer nach vorne kamen, dabei war auch der spätere Erste. Auch hier war es nicht möglich, alle Boote zu erkennen und die Kontakte richtig zuzuordnen. Spätestens hier hätte ich den Lauf abbrechen müssen, jedoch beging ich, im Nachhinein betrachtet, den Fehler zu glauben, die Kontakte würden noch entlastet bzw. würden bei anstehenden Juryverhandlungen entschieden werden können.
Nach dem Lauf begannen die Juryverhandlungen, es waren wenigstens vier offene Kontakte bzw. Proteste zu verhandeln. Zunächst wurde ein Kontakt von 4 Booten vom Start verhandelt bei dem 3 DSQ ausgesprochen wurden (GER6, GER 17 und ? ).Mit dieser Entscheidung wollte sich keiner der Bestraften abfinden, die Observer wurden als nicht objektiv hingestellt und das ganze als Farce bezeichnet, da zahlreiche Kontakte an den Bojen nicht gesehen und/oder angesagt wurden. Schließlich wurden weitere Proteste gegen die Wettfahrtleitung und die Juryentscheidungen ausgesprochen. Mittlerweile hätten 7 offene Proteste verhandelt werden müssen. Um die Sache nicht ausufern zu lassen und auch um meinen Fehler wieder gut zu machen, beschloss ich daraufhin den Lauf zu annullieren und neu zu starten. Das wurde von allen Beteiligten bis auf einen begrüßt. Walicki GER 6 bestand jedoch darauf seinen 1.Platz behalten zu können so etwas hätte es schon gegeben und wäre auch international üblich. Angesichts der Ergebnisse der ersten Juryverhandlungen hielt ich das nicht für gerechtfertigt, denn er war ja in einige der offenen Kontakte involviert und hatte von dem Vorfall an der Leetonne massiv profitiert, sodass der erste Platz in diesem Lauf bei regelgerechten Verhältnissen absolut nicht sicher gewesen wäre. Aus diesem Grund lehnte ich diese Forderung ab.
Nach einigen Minuten, in denen sich die Gemüter wieder beruhigen sollten, startete ich den Lauf neu. GER 6 bestand aber auf sein Anliegen und trat den Lauf nicht an, trotz mehrmaliger Aufforderung. Der Lauf verlief soweit ordentlich und ich setzte GER 6 auf den letzten Platz DNS. GER 6 forderte aber weiterhin seinen 1.Platz aus dem annullierten Lauf und regte sich nun immer mehr auf (leider kam es dabei zu Beschimpfungen der Wettfahrtleitung für die er sich am Ende der Meisterschaft entschuldigte). Um mich selbst zu beruhigen, ich war kurz davor jemanden von den weiteren Wettfahrten auszuschließen, überließ ich die weiteren Verhandlungen der Jury und zog mich zurück. Die Jury riet mir dann anschließend, ihm den 1.Platz wegen mir nicht bekannter Präzedenzentscheidungen auf anderen Regatten und um des Friedens willen zu gewähren, was ich, um des lieben Friedens willen auch tat. Eine spätere Klärung des angeblichen Präzedenzfalles ergab, dass dieser wesentlich anders war, denn damals war der Erste bereits im Ziel als der zur Annullierung führende Vorfall sich ereignete.
Im weiteren Verlauf der Regatta fuhr ich dann eine etwas härtere Gangart was sicher dem ein oder anderen nicht gefiel aber auch nicht zu umgehen war. Juryverhandlungen wurden nur noch in geschlossenen Räumen durchgeführt und die Entscheidungen anschließend kurz und knapp wiedergegeben.
Erfahrungen für zukünftige Events
- Läufe sofort abbrechen wenn keine Fairness mehr gewährleistet werden kann
- Juryverhandlungen nach Möglichkeit in geschlossenen Räumen durchführen und streng nach Vorschrift verfahren
- Nach Möglichkeit die Läufe zügig aufrufen und die Segler nicht zur Ruhe kommen lassen.
- Während der Läufe immer wieder anstehende Katastrophen (nachfolgender Pulk fährt in Pulk an der Boje, Nachfolgende Boote fahren in verhakte Boote, äußeres Boot fährt als erstes nach innen… ) durchgeben, da die Segler meist keinen Blick nach vorne werfen.
Windverhältnisse
Sicherlich ist der Mannheimer Hafen keines der optimalen Reviere was die Windverhältnisse angeht.
Dennoch hatten wir an allen Tagen der Veranstaltung ausreichend Wind um Wettfahrten durchzuführen. Die letzten 14 Tage vor der Veranstaltung hatten wir Wind aus nördlichen Richtungen, was für unser Revier optimal ist. Jedoch an den Wettfahrttagen war dann Wind aus Ost angesagt, welches die ungünstigste aller Richtungen für unser Revier darstellt. Am Freitag drehte der Wind im Wesentlichen noch auf Süd-Ost, so dass wir eine etwa 150m lange Kreuz auslegen konnten. Allerdings war der Wind sehr schwach und die Teilnehmer mussten erst noch lernen die Tücken eines Hafenbeckens richtig einzuschätzen.
Am Samstag dann die endgültige Katastrophe mit sehr schwachem Wind direkt aus Ost. Der Wind teilte sich an den Containerbergen auf dem anderen Ufer und kam von links und rechts auf das Hafenbecken herunter. Zeitweise hatten wir zwei Kurse angeschlagen und mussten in den letzten Sekunden vor der 60 den Kurs festlegen.
Am Sonntag gab es dann Wind aus südlicher Richtung und wir konnten eine vernünftige Kreuz in unserem Hafenbecken auslegen. Leider gab es immer wieder kleine Dreher, so dass die Startlinie nie optimal lag.
Wettkämpfe
Der Kampf um Platz 2-4 und die folgenden Plätze war dieses Mal spannender als die absolute Entscheidung. Zur Veranschaulichung hier einmal die um Streicher bereinigten Punkten einiger Teilnehmer nach den verschiedenen Durchgängen.
Preise
Für die 10 Erstplatzierten gab es diesmal einen Pokal. Alle Teilnehmer erhielten eine Schwamm von Vileda, eine Laufübersicht und ein Endergebnis. Besonders gefreut hat uns die Spende einer Uhr mit Logo, die durch den Vertreter des Landesverbandes des DSV Herrn Kausch an den Deutschen Meister übergeben wurde.
Daneben erhielten natürlich alle Helferinnen einen schönen Blumenstrauß und die Herren einen Händedruck sowie den Applaus der Teilnehmer
Teilnehmer (in der Reihenfolge der Platzierung)
1. Janusz Walicki GER 6 (Skalpel 2007)
2. Kym Daub GER 40 (Skalpel 2007)
3. Gerhard Schmitt GER 61 (Margo)
4. Gerd Mentges GER 1 (Eigenbau)
5. Jürgen Peters GER 35 (Skalpel 2007)
6. Dieter Lagemann GER 260 (Skalpel 2)
7. Stefan Kreiß GER 165 (Boogie)
8. Paul d’Arnaud NED 37 (Skalpel 2)
9. Klaus-Peter Schmitt GER 603 (Joker)
10. Bernhard Graubmann GER 17 (Skalpel 2007)
11. Ronald Enkelmann GER 452 (Skalpel 2007)
12. Peter Rutetzki GER 10 (Skalpel 2)
13. Helmut Krahforst GER 36 (Joker)
14. Christoph Rieckh GER 353 (Paradox)
15. Joachim Behncke GER 228 (Skalpel 2007)
16. Heinz Bohn GER 14 (Prime Number)
17. Volker Schwarz GER 145 (Margo)
18. Chris Vaes NED 21 (V01)
Chris kämpfte, wie Heinz, permanent um den Aufstieg in die A-Gruppe. Dies gelang ihm dann leider erst am letzten Tag in den letzten Läufen. |
19. Elke Wissmann GER 5 (Skalpel 2)
20. Heinrich Lipp GER 183 (Skalpel 2)
21. Bernd Bertl GER 497 (Paradox)
Bernd kämpfte auch abwechselnd mit Wind, Regeln und mit dem Trimm seines Bootes. Ich glaube er war aber dennoch mit seinem Abschneiden bei dieser Deutschen Meisterschaft noch einigermaßen zufrieden. |
22. Helmut Mylius GER 487 (Skalpel 2)
23. Birgit Lagemann Ger 259 (Skalpel 2)
24. Ludwig Eglseer GER 401 (Eigenbau)
25. Josef Elfring GER 731 (Joker)
Josef konnte nun endlich mal Erfahrungen auf einem anderen Gelände und in einem sehr starken Teilnehmerfeld sammeln. Ich glaube die Regatta war für Ihn auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. |
26. Herbert Starklauf GER 84 (Paradox)
Herbert brachte seine Paradox einfach nicht auf Geschwindigkeit obwohl er in den ersten Läufen der Regatta noch ganz vorne mit fuhr. |
27. Enrico Ambrosi SUI 62
28. Peter Gernert GER 86 (Crazy Tube)
29. Heinz Schlager FRA 87 (Paradox)
Heinz konnte leider erst am letzten Tag mit segeln weil er kurzfristig mit Handwerkern im Haus arbeiten musste. Daher hat uns sein kommen aber natürlich besonders gefreut. |